Neem – ein vielseitiges Naturprodukt

Schätzungsweise 18 Millionen Neem- bzw. Niembäume wachsen allein in Indien. Kleine Niemästchen werden noch heute von Millionen Indern und Afrikanern zur täglichen Zahn- und Mundhygiene verwendet, indem sie gekaut und die faserigen Enden zur Reinigung der Zahnzwischenräume genutzt werden. (1) Auch zu zahlreichen weiteren Heilzwecken wird Neem traditionell genutzt, in erster Linie dient er in der Landwirtschaft allerdings zur Schädlingsbekämpfung. Der Niembaum ist hierzulande weniger bekannt, da er in unseren Regionen nicht ohne Weiteres zu kultivieren ist. Lernen Sie die Nutz- und Heilpflanze hier kennen.

Der Neembaum – Ein majestätischer Baum aus Indien

Der Neem- oder Niembaum hört auf die botanischen Namen Azadirachta indica bzw. Antelaea azadirachta. Weitere Synonyme sind Melia indica oder Melia azadirachta. Hier ist er auch unter den deutschen Bezeichnungen Paradiesbaum, Indischer Flieder und Margosa bekannt. Im Englischen kennt man ihn als Nimtree oder Indian Lilac. Alles meint die gleiche Pflanze: Einen der wichtigsten Bäume Indiens, den die Hindu als heiligen Baum verehren. Das immergrüne Mahagonigewächs hat in Indien, Burma und Pakistan seine Heimat, wächst inzwischen aber auch in vielen Ländern Afrikas und Teilen der USA. Er gedeiht in den subtropischen und tropischen Klimazonen fast aller Kontinente. Er ist nicht anspruchsvoll, wirft aber bei extremer Trockenheit seine Blätter ab.

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Der beeindruckende Baum kann unter günstigen Bedingungen bis zu 200 Jahre alt werden und eine Höhe von bis zu 40 Metern erreichen. Der Niembaum wurzelt sehr tief – seine Wurzeln können bis zu doppelt so tief gehen, wie der Baum hoch ist. Die rundliche Baumkrone aus weit verzweigten Ästen trägt ein dichtes Blattwerk aus fiedrigen Blättern, die an unsere heimische Esche erinnern. Junge Blätter werden erst nach und nach grün, sie leuchten anfangs oft rötlich bis lila. Auch die inneren Holzschichten verfärben sich rötlich-braun, wenn sie mit Luft in Kontakt kommen. Zur Blütezeit zeigen sich an Rispen die weißen, wohlriechenden Blüten, deren Duft an Jasmin erinnert. Daraus entwickeln sich die olivenähnlichen, gelblich-grünen Steinfrüchte des Neem. Unter einer dünnen Fruchtschale steckt das bitter-süß schmeckende, gelblich-weiße Fruchtfleisch. Es enthält einen, selten mehrere Samen.

Der Niembaum in der Geschichte

Seit Jahrtausenden ist Neem fester Bestandteil der indischen Geschichte, Religion und der ayurvedischen Medizin. Als „Dorfapotheke“ diente er Mensch und Tier, im Ayurveda ist er noch heute viel genutzt. Sein aus dem Sanskrit stammender Name „Nimbu“ heißt übersetzt der „Krankheitserleichterer“. Wegen der ihm zugeschriebenen, vielfältigen Wirkungen wurde er stets verehrt und auch in religiöse Riten eingebaut. Abkochungen der Blätter dienen den Hindu als reinigendes Bad für Seele und Körper. Als Glücksbringer werden Girlanden aus seinen Ästen geflochten, sie schmücken Hochzeiten und andere Feste.

Inhalts- und Wirkstoffe des Neem

Seinen guten Ruf in der traditionellen Medizin Indiens hat der Neem seinen ganz speziellen Inhaltsstoffen zu verdanken. Man vermutet, dass hier mindestens 100 verschiedene Substanzen gemeinsam am Werke sind. Bisher konnten allerdings erst 34 davon nachgewiesen werden, lediglich 4 sind hinreichend erforscht. Und das sind die wichtigsten Inhaltsstoffe des Neem:

  • Quercetin als starkes Antioxidans
  • die Limonoide Azadirachtin, Nimbin und Nimbidin
  • Gerbstoffe wie Rutin und Hyperosid
  • Linolsäure
  • ätherische Öle
  • Phosphor
  • Schwefel
  • Myristizinsäure
  • Salannin
  • Meliantriol

Diese Inhaltsstoffe können antibakteriell, antiviral, antimykotisch, antiinflammatorisch, desinfizierend, wundheilend und hautpflegend wirken. Auch spermizid (Sperminen abtötend) soll Neem wirken, also eine Schwangerschaft verhindern können. Viele Studien befassen sich mittlerweile eingehend damit, welche genauen Pflanzenteile bei welcher Darreichungsform und in welcher Dosierung eine gesicherte Wirkung entfalten könnten. Wegen der in der Volksmedizin zugeschriebenen Wirkungen von A (Arthritis) bis Z (Zahnhygiene) ist das Forschungsfeld enorm breit gefächert. Allerdings gelten auch verschiedene Inhaltsstoffe des Neem als toxisch (giftig) und stark schleimhautreizend. Deshalb ist es in Europa verboten, Neemprodukte zur inneren Anwendung zu verkaufen.

Eine wirklich gesicherte Wirkung ist allerdings schon lange bekannt: Neem ist ein äußerst effektives Mittel in der Schädlingsbekämpfung!

Neem in der Schädlingsbekämpfung

Vor allem ist es wohl die Substanz Azadirachtin, die zusammen mit Salannin und Meliantriol sowie Nimbin und Nimbidin dafür sorgt, dass die Schädlingsbekämpfung mit dem Naturstoff weit verbreitet ist. Studien haben gezeigt, dass sogar extremer Befall mit hartnäckigen Schädlingen durch eine Anwendung von Neem gestoppt werden kann. (2) Vor allem das aus den Samen gewonnene Neemöl und Pulver aus Neemblättern werden zur Schädlingsbekämpfung verwendet und sind auch bei uns in jedem Gartencenter zu kaufen. Neem verhindert in Garten und Landwirtschaft in erster Linie das Nachwachsen der nächsten Generation von Schädlingen, indem es die Fortpflanzungsfähigkeit unterbindet. Es zerstört das Außenskelett der Tiere, macht die Larven unbeweglich und verdirbt ihnen mit seinem bitteren Geschmack den Appetit an der befallenen Pflanze. Um diesen Effekt zu erzielen, wird die Pflanze mit verdünntem Neemöl besprüht.

Doch auch Tier und Mensch kann Neem vor Schädlingen wie Zecken, Läusen, Flöhen und anderen Parasiten schützen. Dafür können beispielsweise Neem-Shampoos, Flüssigseifen oder Umschläge und Bäder mit einem Pulver aus Neemblättern eingesetzt werden. Lediglich Katzen dürfen nicht mit Neemprodukten behandelt werden, da es bei ihnen hochgiftig wirkt.

Eine große Übersicht gibt es hier.

Tipp: Rezept gegen Hausstaubmilben

Wer seine Hausstaubmilben loswerden möchte, kann seine Wäsche dagegen behandeln. Dafür wird das Waschmittel einfach mit 10 ml Neemöl gemischt und Bettwäsche, Stofftiere, Decken usw. ganz normal gewaschen. Wer außerdem einen „Weichspüler“ aus 1 Liter warmem Wasser, 5 Esslöffel Zitronensäurepulver und 100 ml Neem-Tinktur mischt und jeweils 60 ml davon ins Weichspülfach der Waschmaschine gibt, erhöht den Schutz noch zusätzlich.

Neem in der traditionellen Heilkunde

Seit Jahrtausenden gilt Neem in seiner Heimatregion praktisch als Allheilmittel. Manche zugeschriebene Wirkung erschließt sich aus den Inhaltsstoffen, andere leiten sich aus der Volks- und Erfahrungsmedizin ab. Speziell die auyurvedische Medizin hat eine lange Tradition und nutzt parktisch alle Teile des Niembaums zu Heilzwecken. Noch heute werden in Indien Arzneien aus der Heilpflanze hergestellt, etwa gegen Diabetes, zur Stärkung des Immunsystems, bei Hautkrankheiten, Bluthochdruck, Atemwegserkrankungen, entzündlichen Erkrankungen wie Rheuma, gegen Verdauungsprobleme, einen zu hohen Cholesterinspiegel, Blutarmut und natürlich Parasitenbefall. Selbst psychische Erkrankungen werden traditionell damit behandelt. Auch als Mittel zur Verhütung wird Neem eingesetzt.
Die toxische Wirkung der Inhaltsstoffe ist natürlich auch in Indien bekannt. Aber die ayurvedische Heilkunde ist mit ihrer langen Tradition in der Lage, die einzelnen Bestandteile des Baumes in geeigneten Herstellungsverfahren so zu nutzen, dass sie nach entsprechend vorgegebener Dosierung heilend wirken können.

Die einzelnen Pflanzenteile des Neembaums –Darreichungsformen und Einsatzgebiete

Alle Teile des Niembaumes können laut überlieferter Heilkunde und neuer Forschung zu medizinischen Zwecken genutzt werden. Hier ein kurzer Überblick:

Neemblätter

Aus den Neemblättern werden Extrakte oder Aufgüsse hergestellt, da die meisten wichtigen Wirkstoffe sich entweder durch Alkohol oder Wasser lösen lassen. Die Blätter werden meist getrocknet, daraus anschließend ein Pulver vermahlen. Man kann es als lose Ware oder in Kapseln kaufen und dann eine Tinktur daraus zubereiten, die auf die Haut aufgetragen oder als Umschlag eingesetzt werden kann. Das Pulver kann auch in ein Fuß- oder Vollbad sowie zur Inhalation ins Dampfbad gegeben werden. Die Blätter sollen äußerlich angewendet der Haut dienen, Juckreiz lindern und wundheilend wirken. Im Ayurveda wird klassischer Weise auch Tee aus Neemblättern zur allgemeinen Stärkung getrunken. Frische oder getrocknete Blätter werden gekaut, um Zähne, Mund-und Rachenraum zu pflegen. Als Bittergewürz kann das Pulver der Neemblätter in kleinen Mengen auch Speisen zugesetzt werden. Neemblätter enthalten viel Protein, darunter essentielle Aminosäuren.

Neemrinde

Neben den Blättern wird auch Neemrinde traditionell zahlreichen pflanzlichen Arzneien beigefügt, die der Stärkung dienen oder bei Zahnfleischerkrankungen eingesetzt werden. Sie soll viele Radikalfänger enthalten und mithilfe der reichlich enthaltenen Katechine das Immunsystem unterstützen. Durch ihren Polyphenolgehalt soll Neemrinde antientzündlich wirken. Die ayurvedische Lehre setzt die Rindenwirkung mit der Blätterwirkung gleich.

Neemfrüchte

Die Neemfrüchte schmecken ziemlich bitter, vor allem die Kerne. Daher sind sie kaum mit Genuss zu essen. Begehrt an den Früchten sind die Samen, aus denen das Neemöl gewonnen wird.

Neemsamen

Neemsamen werden gesammelt, vom Fruchtfleisch befreit und anschließend aufgebrochen. Dann kann durch Kaltpressung oder durch Extraktion das nach Schwefel und Knoblauch riechende Neemöl gewonnen werden. Kalt gepresstes Neemöl ist wertvoller, da keine chemischen Zusatzstoffe enthalten sind. Zur Anwendung bei Mensch und Tier sollte Neemöl in Bio-Qualität bevorzugt werden. Das preiswertere extrahierte Öl kann in der Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden.

Neemblüten

Die Blüten des Niembaums werden in seiner Heimat in der Küche genutzt. Sie dienen beispielsweise mit ihren Bitterstoffen als Appetitanreger vor dem Essen. Sie werden auch gemeinsam mit den Blättern zu Tee aufgebrüht.

Mögliche Nebenwirkungen von Neem

Neem gilt als toxisch (giftig), spermizid (Spermien abtötend) und soll die Einnistung des befruchteten Eis verhindern. Deshalb sind Neemprodukte in Deutschland ausschließlich zur äußeren Anwendung zugelassen, beispielsweise in den USA aber auch für die innerliche Verwendung. Bei innerer Anwendung – vor allem des Öls – sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Schüttelfrost möglich, vor allem da bisher keine gesicherten Aussagen hinsichtlich einer verträglichen Dosis möglich sind. Die Leber kann das Neemöl schwer entgiften, dadurch kann es zu Schädigungen kommen. Kinder dürfen Neem keinesfalls einnehmen, die Verwendung kann schlimmstenfalls zum Tod führen.

Paare, die eine Schwangerschaft planen, oder bereits schwangere Frauen dürfen Neem generell nicht verwenden, auch nicht im Massageöl oder Vollbad. Eine empfängnisverhütende Wirkung und die mögliche Gefahr einer Fehlgeburt sind nicht auszuschließen. Die Anwendung von Kosmetikprodukten mit Neem (Shampoo, Creme) gilt aber als unbedenklich.

Auch wer unter Autoimmunerkrankungen leidet, sollte Neem nicht einnehmen, da es das Immunsystem stimulieren und damit die Erkrankung verstärken könnte.

Neemöle aus unsicheren Quellen können außerdem mit Pilzgiften (Aflatoxinen) verunreinigt sein, die eine zusätzliche Gefahr darstellen. Der sichere Umgang mit Neem einschließlich Warnhinweisen wird in einem Sicherheitsdatenblatt der U.S. National Library of Medicine dargestellt. (3)

Neem im eigenen Garten?

Tatsächlich ist der Niembaum auch in unseren Breiten kultivierbar. Allerdings immer nur im Gefäß, da er keine kalten Temperaturen verträgt und relativ warm überwintern muss. Ansonsten ist er recht anspruchslos, wächst schnell und blüht bereits nach drei oder vier Jahren. Bei einer anhaltenden Temperatur unter 15°C wirft er allerdings seine Blätter ab. Im Sommer kann er im Garten stehen, am besten windgeschützt, aber mit reichlich Licht und gerne auch etwas direkter Sonne. Den Winter sollte er im Wintergarten oder an einem hellen Fenster in der Wohnung verbringen.

Der versierte Gärtner zieht den Niembaum aus Samen. Ableger bzw. Stecklinge sind kaum zu bekommen, aber man kann kleine Pflanzen von Azadirachta indica kaufen. Die Aussaat ist ganzjährig möglich und erfolgt am besten in Kakteenerde. Zuvor werden die Samenschalen aufgebrochen oder komplett entfernt, dann der Kern 12 Stunden gewässert. Jetzt im Topf etwa 1 Zentimeter hoch mit Erde bedecken und stets feucht, aber nicht nass halten. Die Keimzeit bei einer Temperatur von 25 bis 35°C liegt bei ungefähr drei Wochen.
Achtung: Keimende Neemsamen stinken – man muss es leider so sagen. Bei der Standortwahl für den Keimling ist dieser intensive Geruch zu berücksichtigen.

Der Keimling kann unter guten Bedingungen in einem Jahr mehr als einen Meter wachsen. In hochwertiger, nährstoffhaltiger Erde mit etwas Sand und Humus gedeiht der Niembaum gut. Kurze Trockenheit nimmt er nicht übel. Im Sommer sollte aber dennoch gut gegossen werden, da die Pflanze sonst ihre Blätter verliert. Zwischen April und September ist eine regelmäßige, am besten einmal wöchentliche, Düngung sinnvoll. Der Baum muss umgetopft werden, wenn das Pflanzgefäß gut durchwurzelt ist. Als Anhaltspunkt: Die Wurzel erreicht jeweils etwa die gleiche Größe wie die Krone. Das Beschneiden der Krone ist nicht nötig, der natürliche Wuchs ist der schönste.

Fazit

Neem ist in der Schädlingsbekämpfung eine umweltfreundliche natürliche Alternative zu chemischen Insektiziden. In der traditionellen Medizin des Ayurveda gilt es als Heilmittel, das innerlich und äußerlich beinahe universell Verwendung findet. Die moderne Wissenschaft befasst sich ebenfalls mit den Wirkstoffen des Niembaums und es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass Neem in geeigneter Dosis auch innerlich nicht nur verträglich, sondern auch bei verschiedenen Erkrankungen therapeutisch nutzbar ist.
Eine Eigentherapie mit Neem sollte wegen der möglicherweise starken Nebenwirkungen allerdings unbedingt unterlassen werden!

Quellen
(1) Horsbrugh Porter, A.: Neem – India’s tree of life. 2006
http://news.bbc.co.uk/2/hi/south_asia/4916044.stm
(2) Formentini, MA et al.: Insecticidal activity of neem oil against Gyropsylla spegazziniana (Hemiptera: Psyllidae) nymphs on Paraguay tea seedlings. 2016
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27143053
(3) https://toxnet.nlm.nih.gov/cgi-bin/sis/search2/r?dbs+hsdb:@term+@rn+11141-17-6

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