Studien zu Acai Beere

Die Acai Beere gehört zu den Superfoods, in den letzten Jahren hat sie verstärkt in der Öffentlichkeit von sich Reden gemacht. Sie gilt als wahres Wunderwerk, wenn man ihre angeblichen Wirkungen von A wie Abnehmen bis Z wie Zellschutz betrachtet. Leider haben bisher nur wenige (Human-) Studien aussagekräftige Ergebnisse gebracht. Tierstudien sind stets nur sehr eingeschränkt und mit Vorsicht auf den menschlichen Organismus zu übertragen. Es ist also noch viel zu tun, um die der Acai Beere zugeschriebenen Wirkungen auch tatsächlich wissenschaftlich fundiert zu belegen.

Welchen Kriterien muss eine Studie zur Acai Beere genügen?

Soll eine Studie in ihren Ergebnissen als aussagekräftig gelten, müssen bestimmte Voraussetzungen gegeben sein. Ziel ist, immer Ursache und Wirkung genau zuordnen zu können. Im Falle der Acai Beere bedeutet das: Sind tatsächlich die Inhaltsstoffe der Frucht verantwortlich für einen bestimmten Effekt, sind ausschließlich sie alleine dafür verantwortlich, oder können eventuell Umwelteinflüsse das Ergebnis beeinflussen? Um das beurteilen zu können, muss immer eine Kontrollgruppe zur Verfügung stehen. Sie wird mit einem so genannten „Placebo“ versorgt. Das heißt in diesem Fall: Die Kontrollgruppe glaubt zwar, sie bekommt Präparate aus der Acai Beere, es ist jedoch ein anderes (garantiert wirkungsloses). Die Zusammensetzung der Studien- und Kontrollgruppe muss dem Zufallsprinzip folgen. Merkmale wie Geschlecht, Alter, ethnische Herkunft, eventuelle Krankheiten usw. sollten gut gemischt und in beiden Gruppen gleich verteilt sein. Das nennt man „Randomisierung“. Zu guter Letzt sollte noch eine „doppelte Verblindung“ (double-blind study) stattfinden. Hierbei geht es darum, dass weder der Studienleiter noch der Studienteilnehmer weiß, ob er tatsächlich die Acai Beere verabreicht bekommt oder das wirkungsfreie Placebo.

Die Kriterien gelten nicht nur für Humanstudien, sondern sind auch auf Tierstudien übertragbar. Allerdings sind die Ergebnisse von Tierstudien oder in vitro Studien (außerhalb des lebenden Organismus durchgeführte Studien – „im Reagenzglas“) nicht eins zu eins auf den Menschen übertragbar.

Die Studien zur Acai Beere

Zur Acai Beere liegen bisher leider kaum aussagekräftige Humanstudien vor. Daher sind Acai-Präparate bislang auch nicht als Arzneimittel zugelassen, sondern gelten als Nahrungsergänzungsmittel. Unbestritten ist natürlich der hohe Gehalt an gesunden Inhaltsstoffen in der Frucht der Kohlpalme. Folgende Studien können Hinweise auf die Wirkungen der Acai Beere geben:

• Antioxidantien zum Schutz unserer Zellen:

Es ist hinlänglich belegt, dass Antioxidantien eine zellschützende Wirkung besitzen und gute Radikalfänger sind. Die Acai Beere ist reich an Antioxidantien. In Versuchen mit Mäusen wurde 2010 durch brasilianische Forscher nachgewiesen, dass diese zellschützende Eigenschaft auch durch Acai Beeren gegeben ist. (1) Eine der wenigen Humanstudien konnte schon zwei Jahre vorher zeigen, dass die antioxidativen Stoffe der Acai Beere, speziell die Anthocyane, in den menschlichen Organismus aufgenommen werden. (2) Die antioxidative Aktivität des Blutes war nach dem Verzehr angestiegen. Aus beiden Studien kann gefolgert werden, dass die Antioxidantien der Acai auch dazu geeignet sein können, die menschlichen Zellen zu schützen. Das kann einen positiven Effekt auf die Haut ausüben, aber auch generell im menschlichen Körper eine Rolle als Zellschutz spielen.

Die Acai Beere und der Cholesterinspiegel:

Ebenfalls im Jahr 2010 wiesen die Ergebnisse eines Tierversuchs mit Ratten darauf hin, dass ein Zusammenhang zwischen den Wirkstoffen der Acai und dem Cholesterinspiegel bestehen könnte. Ein erhöhter Wert bei Ratten, der durch eine zu fettreiche Ernährung entstanden war, konnte durch die Gabe von Acai gesenkt werden. Auch in dieser Studie wurde übrigens zugleich nochmals die zellschützende Eigenschaft von Acai Berry belegt. (3) Eine Senkung des LDL-Cholesterins zeigte sich auch als Nebeneffekt einer Humanstudie, die eigentlich ein anderes Ziel verfolgte, nämlich die Überprüfung des so vielfach gepriesenen Schlankheitseffektes der Acai Beere (4).

Abnehmwunder Acai Beere – zu beweisen?

Der Nachweis, dass die Fruchtextrakte der Acai Beere den Fettstoffwechsel ankurbeln und damit Fettpolster schmelzen lassen könnten, ist bisher nicht gelungen. Auch eine amerikanische Studie mit – allerdings nur zehn – deutlich übergewichtigen Studienteilnehmern brachte hier keine entsprechenden Erkenntnisse. (4) Lediglich Insulin und Cholesterin waren am Ende der Testzeit niedriger geworden. Das ist ein durchaus interessantes Ergebnis, das weitere Studien in dieser Richtung sinnvoll erscheinen lässt. In einer Tierstudie mit sehr fettreich ernährten Fruchtfliegen konnte die Verlängerung der Lebenserwartung um das Dreifache festgestellt werden. (5) Ein Schlankwunder ist die Beere allerdings wohl eher nicht.

Acai Beeren als Allergiemittel?

An der Kobe University in Japan fand eine Forschergruppe um Tomoko Horiguchi etwas sehr Interessantes heraus: Die Acai Beere kann demnach die IgE-vermittelte Aktivierung von Mastzellen hemmen. Diese spielen eine große Rolle bei allergischen Reaktionen, indem die IgE-Antikörper sich gegen eigentlich unbedenkliche Antigene richten und die allergische Reaktion auslösen. Auch hier ist aber bisher nur ein erster Ansatz gegeben. Bis die Erkenntnisse gegebenenfalls medizinisch genutzt werden können, ist noch viel Arbeit nötig.

Man kann wohl ohne Einschränkung sagen, dass die Acai Beere ein hochinteressanter Studiengegenstand ist. Darüber sind sich alle Forscher einig, und es sind noch zahlreiche Studien zu erwarten. Dazu zählen auch solche Studien, die sich mit dem extrem hohen ORAC-Wert der Beere auseinandersetzen.

(1) Ribeiro et al.: Evaluation of the genotoxic and antigenotoxic effects after acute and subacute treatments with açai pulp (Euterpe oleracea Mart.) on mice using the erythrocytes micronucleus test and the comet assay. 2010
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=19892033
(2) Mertens-Talcott et al.: Pharmacokinetics of anthocyanins and antioxidant effects after the consumption of anthocyanin-rich acai juice and pulp (Euterpe oleracea Mart.) in human healthy volunteers. 2008
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=18693743
(3) De Souza et al.: Diet supplementation with acai (Euterpe oleracea Mart.) pulp improves biomarkers of oxidative stress and the serum lipid profile in rats. 2010
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=20022468
(4) Udani et al.: Effects of Açai (Euterpe oleracea Mart.) berry preparation on metabolic parameters in a healthy overweight population: a pilot study. 2011
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=21569436
(5) Sun et al.: Açai palm fruit (Euterpe oleracea Mart.) pulp improves survival of flies on a high fat diet. 2010
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=20080168
(6) Horiguchi et al.: Inhibitory effect of açaí (Euterpe oleracea Mart.) pulp on IgE-mediated mast cell activation. 2011